Direkt am Neuendorfer Anger gelegen …
Der Backofen Babelsberg befindet sich im Garten eines ehemaligen Bauerngehöftes am Neuendorfer Anger. Der Neuendorfer Anger entstand mit der deutschen Besiedelung der ostelbischen slawischen Gebiete. „Neuendorf“ wird im Landbuch Karls IV. erstmals 1375 erwähnt.
Die Form des Rundangers, der bei der ersten frühdeutschen Kolonialisierung typisch war, vermischt sich hier mit dem westslawischen Rundweiler. Um einen ovalen Dorfplatz gruppierten sich die Wohnhäuser und dahinter lagen die privaten Ländereien mit den Wirtschaftsgebäuden.
In der Mitte des Platzes entstand 1585 eine erste kleine Fachwerkkirche. Wegen Baufälligkeit wurde diese in den Jahren 1850 bis 1852 durch die Neuendorfer Kirche (auch als Oktogon bekannt) ersetzt. Aus Platzmangel – die Bevölkerung hatte stark zugenommen – wurde in den Jahren von 1888 bis 1899 die Bethlehem-Kirche erbaut. Sie wurde mitten auf dem Platz errichtet. Durch den Zweiten Weltkrieg wurden beide Kirchen beschädigt. Die Bethlehem-Kirche erhielt bei einem Luftangriff am 8. August 1941 Bombentreffer und wurde 1952 ganz abgetragen.
Die bisher als Lagerhalle genutzte Neuendorfer Kirche blieb ungenutzt und verfiel. Im Jahr 2008 konnte dieses Haus jedoch nach langer Rekonstruktion wieder hergestellt werden (Quelle: www.potsdam-wiki.de).
Das kleinste, aber lebenswichtigste Bauwerk auf dem Dorf war der Backofen, von denen es mehrere gab. Sie galten als feuergefährlich und waren immer wieder Ursache für zerstörerische Brände auf dem Anger. Auf Geheiß der Obrigkeit verschwanden nach und nach die anderen Öfen. Nach Vorstellung der Herrschenden sollte es nur einen zentralen Platz auf dem Dorf zum Backen, aber auch zum Trocknen von Obst oder Garen von Fleisch geben.
In der Schrift „Über die Anlegung von Backöfen“ von 1761 wurden klare Regeln aufgestellt. So sollen Backöfen mit Schornsteinen versehen werden, die Mindestentfernung zum nächsten Gebäude muss 30-40 Schritt betragen. Die Öfen sollen eine Ziegelabdeckung (in Lehm gelegt) und einen massiven Vorraum haben. Der Backofen darf nur vormittags und nicht abends geheizt werden, weil er tagsüber „besser zu beobachten“ sei. Weiterhin durften „Flachs und Hanf“ sowie das Feuerholz nicht vor dem Ofen „ausgebreitet“ werden. Eine zusätzliche Schutzmaßnahme ist das Pflanzen von Obstbäumen und Holundersträuchern um den Backofen herum, um einen Funkenflug zu verhindern.
Der Backofen auf dem Grundstück Nummer 3 erfüllte diese Auflagen. Bei einer Grundfläche von etwa 5 Quadratmetern konnten mehr als 20 Brote gleichzeitig gebacken werden, darüber hinaus wurde Kuchen zubereitet, Obst getrocknet und Fleisch gegart. Nach Aussagen von Zeitzeugen kamen die Bewohner des Dorfes noch bis in die 1940er Jahre einmal wöchentlich zusammen, um Brot abzubacken. Danach wurde der Ofen nicht mehr genutzt. Der massive Vorraum ist erhalten geblieben, der Ofen stürzte ein, vermutlich durch den Eintritt von Wasser und Wurzelwerk.
Wiederaufbau
2008 gab es erste Gespräche der Eigentümer mit Baudenkmalpfleger Roland Schulze. Er hat die Eigentümer beraten und auf die Möglichkeit hingewiesen, für derartige Sanierungsvorhaben Fördermittel der Stadt Potsdam zu beantragen. Herr Schulze stellte dann Kontakte zur Unteren Denkmalschutzbehörde (Frau Ambrosius) und Herrn Kalesse (Stadtkonservator der Landeshauptstadt Potsdam) her. Nach eingehender Prüfung wurden projektbezogene Fördermittel bewilligt, zusätzlich investierten die Eigentümer.
Ofenbaumeister Andreas Fleischer aus Potsdam und sein Team realisierten nun in drei Bauabschnitten die Rekonstruktion. Oberstes Ziel aller Bauarbeiten war immer Bewahrung des noch vorhandenen Bestandes.
So wurde der Ofen zunächst komplett freigelegt, vorhandene Bausubstanz wurde gereinigt und befestigt. Der Vorbau wurde unter Erhalt des Bestandes rekonstruiert. Nun wurde der Backraum unter Verwendung von Schamottematerial, welches traditionell in Lehm und Schamottemörtel gesetzt wurde, aufgebaut. Alte handgestrichene Biberschwänze vom Neuendorfer Anger dienten zur Dachabdeckung (ebenfalls in Lehm gesetzt). Die Ziegelflächen wurden traditionell mit einer Kalkschlämme in Absprache mit der Denkmalpflege gestrichen.
Die Backofentür besteht aus einer vernarbten Stahlplatte, zur Befestigung an den Ofen wurden die alten (noch vorhandenen) Anschläge genutzt. Durch Pflanzen von Obstbäumen und Holundersträuchern bekommt nun auch die Umgebung des Backofens wieder ihr historisches Gesicht zurück.